Lagoon 46 vs. Bali 4.6: Welcher ist besser als eigenes Boot oder zum Chartern?

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Sie wollen einen Katamaran chartern oder sogar kaufen, um ihn dann in ein Charterprogramm zu integrieren? Sie wissen es vielleicht bereits: Der Sweetspot für Familien-Katamarane im Chartergeschäft liegt zwischen 12 und 16 Metern. In diesem Bereich bieten Bareboat-Katamarane die komfortabelsten Unterkunftsoptionen für Chartergäste und für den Eigner der Yacht sind die Erträge am höchsten.

Eventuell haben Sie Ihre Auswahl bereit auf zwei Modelle eingegrenzt, die Lagoon 46 und die Bali 4.6, die beide bei Navigare Yachting erhältlich sind. Welches ist also das bessere Boot?

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Technische Spezifikationen

Beginnen wir mit einem Vergleich der technischen Spezifikationen und Eigenschaften. Stellen wir zunächst klar, dass die Spezifikationen der Gesamtlänge (Llength Overall, LOA), Tiefgang und Schiffsbreite in Broschüren und auf Websites für jedes der Modelle oft abweichend angegeben werden und selten stimmen. Oft ist das jedoch unerheblich, denn es handelt es sich in der Regel nur um wenige Zentimeter.

Die Lagoon 46 hat eine LOA von45’ 11” LOA (13,75 m), eine Breite von 26’ 10” und einen Tiefgang von 4’ 5”, bei der Bali 4.6 sind es 46’ 9” (14,30 m) LOA bei einer Breite von 25’ 1” und einem Tiefgang von 4’. Dank ihrer zusätzlichen Breite steht bei der Lagoon an und unter Deck etwas mehr Platz zur Verfügung, während Sie mit der Bali dank des geringeren Tiefgangs etwas näher an den Strand gelangen. Die Wasserverdrängung im leeren Zustand weist die Lagoon mit 15,7 Tonnen als etwas schwerer als die Bali mit ihren 13,6 Tonnen aus. Der Unterschied ist nicht bedeutungslos, denn Leichtigkeit ist bei einem Katamaran ein entscheidender Faktor. Doch einmal beladen und betankt, ist der Unterschied zwischen diesen beiden Booten beinahe zu vernachlässigen.

Segelfläche und Segelplan beider Modelle sind vergleichbar: Die Lagoon bietet 1.323 Quadratfuß (123 m2) Luv-Segelfläche, bei der Bali sind es 1,311 Quadratfuß. Beide nutzen mit Squaretop-Großsegeln hoch oben noch das letzte Quäntchen Wind und haben selbstwendende Focksegel für einfaches Segeln mit wenigen Händen. Das optionale Code Zero für das Segeln in Windrichtung ist bei der Lagoon etwas größer als bei der Bali.

Beide Modelle bieten bei der Motorenausstattung Standardpakete und stärkere Ausführungen, und wie der Zufall so will, sind sie absolut identisch. Beide Marken bieten Yanmar-Dieselmaschinen mit 45 oder 57 PS. Die Tankgröße unterscheidet sich nur gering. In die Bali passen 210 Gallonen (795 l) frisches Wasser und 210 Gallonen Diesel, die Lagoon fasst 137 Gallonen Treibstoff und 158 Gallonen Wasser. Gechartert oder zum Kreuzen vor der Küste ist der Treibstoff also kein Problem, doch Wasser ist stets ein kostbares Gut, so dass die Bali in diesem Punkt erst recht dann im Vorteil ist, wenn die Passagiere an Bord gerne ausgiebig duschen.

An Deck

Wenn wir uns an Deck umsehen, fallen einige Unterschiede auf. Bei der Lagoon 46 gelangt man vom Heckspiegel über zwei niedrige Stufen bequem ins Cockpit, und zum Maschinenraum Bei der Bali dagegen liegt zwischen den Heckspiegel der Rümpfe eine schmale Plattform. Sobald das Beiboot zu Wasser gelassen wurde, gelangt man daher von Backbord nach Steuerbord, ohne das Cockpit durchqueren zu müssen. Ein nettes kleines Detail. Die Seitendecks der Lagoon sind mit flachen Luken versehen, bei der Bali sind die Seitendecks nahezu frei von Luken, so dass man nicht auf sie zu treten oder über sie hinwegzusteigen braucht. Dafür ist aber auch die Lüftung in den Räumen darunter geringer und die Passagiere sind stärker von der Klimaanlage abhängig.

Die wahren Unterschiede jedoch finden wir auf dem Vorderdeck und im Cockpit. Die Lagoon bietet vorne zwei traditionelle Netzdecks. Das sorgt für geringe(re)s Gewicht und hier lässt es sich herrlich faulenzen, während man ruhig vor dem Wind segelt und zusieht, wie die Buge das Wasser teilen. Bali hat ein festes Vorderdeck, auf dem aus Kissen eine riesige Sonnenliege gebildet wird. Dadurch ist dieses Modell vorne schwerer, bietet beim Festmachen des Bootes oder Betätigen der Ankerwinde aber auch besseren Stand.

Beide Modelle haben in Fahrtrichtung orientierte Sitzbereiche. Auf der Bali ist die Lounge mit einem großen Tisch klar gegliedert, durch eine Tür gelangt man nach innen. Diese Tür sorgt nicht nur für viel frische Luft beim Ankern, sie verändert auch komplett die Bewegungsmuster an Bord. Bei der Lagoon ist die Lounge kleiner. Durch eine hochstellbare Vorderscheibe dringt Luft nach innen und auch Speisen und Getränke lassen sich hier zu den vorne relaxenden Passagieren durchreichen.

Und auch Achtern sind die Unterschiede enorm. Die Lagoon hat ein traditionelles Outdoor-Cockpit (siehe unten links). Es ist groß, ist mit einer Wetbar mit Spüle und kleinem Kühlschrank ausgestattet, auf dem Heckspiegel sitzt eine Bank und auch eine Sidelounge ist vorhanden. Unabhängig davon ist der Salon im Innern noch mit einem Sofa ausgestattet. Die Bali hingegen ist mit ihrem Ansatz für Innen/Außen ein absoluter Pionier (siehe rechts unten): Hier gibt es nur einen einzigen Sitzbereich, wobei sich die gesamte Achterntrennwand wie ein Garagentor hochfahren lässt. Auch die großen Seitenfenster lassen sich öffnen, um Drinnen zu Draußen zu machen.

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Manche mögens einfach, wenn sie den verfügbaren Platz verdoppeln können und sie begnügen sich mit einer einzigen Dinette, während andere wieder ein separates Cockpit bevorzugen, bei dem man wirklich ganz und gar draußen ist. Letzteres ist wiederum die Stärke der Lagoon.

Flybridge und Steuerstand

Lagoon und Bali sind beides Flybridge-Modelle. Sie haben also ganz oben einen Steuerstand und einen zusätzlichen Lounge-Bereich. Bei der Lagoon gelangt man auf dieses Deck direkt aus dem Cockpit, und von dort in den Steuerstand. (Backbord ist ein Sitz, der sich vorschieben lässt und die entsprechenden Stufen freigibt.) Sie können aber auch durchs Cockpit nach Achtern gehen und dort über eine Steuerbordtreppe hochsteigen. Bei der Bali gelangen Sie nur Achtern, dafür aber Backbord wie Steuerbord über Treppen nach oben. Besser ist keine der Varianten, sie sind nur unterschiedlich.

Bei der Bali ist der Steuerstand nach Backbord versetzt, bei der Lagoon liegt das Ruder direkt in der Mitte. Bei beiden Modellen haben Sie gute Sicht nach vorne, nach Achtern hingegen sehen sie praktisch nichts, da das feste Bimini-Verdeck jeweils die Sicht zum Heckspiegel behindert. Wenn Sie rückwärts anliegen, muss Sie also jemand aus der Crew einweisen. Bei der Bali haben Sie dank der Anordnung oftmals eine bessere Sicht nach Backbord, was insbesondere beim Anlegen an dieser Seite von Vorteil ist.

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Die Bali ist auf der Flybridge mit einer kompletten Dinette und einer großen Sonnenliege ausgestattet, die Lagoon hat hinten eine lange Sitzbank, die als Lounge, nicht jedoch als Dinette dient. Die Bäume liegen jeweils hoch, so dass es schwierig ist, das verstaute Hauptsegel zu handhaben. Bei der Lagoon gelangen Sie über Leitern auf das Hardtop, doch richtig guten Halt hat man darauf eigentlich nur bei ganz ruhiger See.

Innenräume und Quartiere

Die Bali hat wie oben erwähnt einen einzigen Gemeinschafts-/Sitzbereich und dieser dient sowohl als Innensalon als auch als Außen-Cockpit. Wer getrennte Gemeinschaftsbereiche vorzieht (für Kinder und Erwachsene zum Beispiel), für den stehen bei der Lagoon Achtern zwei Bereiche zur Verfügung, während die Bali vorne anstelle eines Trampolins einen zweiten großen Cockpit-Bereich bietet. Beide Modelle verfügen in der Ecke über Navigationstische, für die Erledigung aller Belange rund um die Navigation und das Boot. Auf der Lagoon finden Sie die elektrische Schalttafel an der Treppe hinab in den Steuerbordrumpf, bei der Bali ist diese Tafel am Navigationstisch angebracht.

Die Lagoon ist mit Kühlschubladen und zudem einem konventionellen Kühlschrank ausgestattet. Den großen Unterschied macht hier bei der Bali ein Kombi-Kühl- und Gefrierschrank in Haushaltsgröße. Er ist ausgestattet mit Wasser- und Eisspender, ganz wie daheim. Das ist vor allem für Nautik-Neulinge eine angenehme Überraschung. Bedenken Sie jedoch, dass Kühlschubladen besser für das Meer geeignet sind, da aus einem konventionellen Kühlschrank gerne auch mal Gegenstände herausfallen, wenn Sie die Vordertür bei schwerem Seegang öffnen müssen. Ebenfalls zu bedenken: Der Kühlschrank der Bali mag zwar vertrauter wirken und im tagtäglichen Umgang praktischer sein, doch bei den Kühlschubladen der Lagoon geht beim Öffnen weniger Kühle verloren. Dementsprechend werden die Batterien (und der Generator) weniger beansprucht und der Treibstoffverbrauch ist geringer.

Beide Modelle bieten jede Menge Küchenarbeitsfläche, was besonders dann von Vorteil ist, wenn mehrere Personen zugleich kochen. Auf der Lagoon kümmert sich der Chefkoch um Ofen und Herd, während seine Gehilfen seitlich eine Arbeitsfläche zum Hacken und Vorbereiten nutzen. Auf der Bali ist das ebenso, nur dass die einzelnen Köche weiter voneinander entfernt sind. Während der eine an Herd oder Spüle arbeitet, bereitet der andere den Aperitif zu und reicht ihn nach vorne in den Loungebereich weiter. Beide Bordküchen liegen zentral im Verhältnis zu den verschiedenen Essbereichen drinnen oder draußen. So ist der Koch selbst bei der Arbeit stets mittendrin im geselligen Geschehen und keiner fühlt sich ausgeschlossen.

Der Stauraum ist bei beiden Modellen gut gelöst und ist unter den Kabinenböden und neben den Sofas untergebracht. Diese Stauräume sind bei jedem Bootscharter vor allem für die Lagerung von ausreichend viel Trinkwasser für längere Überfahrten unabdingbar. Was natürlich auch für die Lagerräume für Weinflaschen und trocken zu lagernde Vorräte gilt. Die Lagoon ist an der Decke mit praktischen Schrankfächern ausgestattet, doch kleinere Personen oder Kinder kann das vor eine gewisse Herausforderung stellen. Bewahren Sie die entsprechenden Snacks also etwas zugänglicher auf.

Beide Modelle bieten eine Eigner-Ausführung, bei der jeweils der gesamte Steuerbordrumpf der Eigner-Suite vorbehalten ist. Wer die maximale Anzahl an Schlafmöglichkeiten wünscht, wählt bei jedem unserer Modelle die Ausführung mit vier Kabinen, jede mit eigener Toilette und Duschkabine. Ein Unterschied besteht darin, dass die Bali einen Fünf-Kabinen-Grundriss bietet. Hier ist beim Steuerbordrumpf in der Schiffsmitte eine Kabinen mit Etagenbett vorgesehen (praktisch für Kinder), und Achtern befindet sich eine weitere Kabine mit separatem Zugang vom Deck (gut für eine professionelle Crew). Daher ist die Bali eventuell vorteilhafter für größere Gruppen, die sich von einer Crew begleiten lassen.

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Die bevorzugte Aufteilung für Ihren Charter-Katamaran*. Oben: die 4-Kabinen-Aufteilung der Lagoon 46. Unten: die beiden Optionen der Bali 4.6 mit 4 bzw. 5 Kabinen:

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Beim Kabinenlayout hat man sich bei der Lagoon für vier vergleichbar große Kabinen mit Queen-Size-Betten entschieden, die jeweils zum Bug bzw. nach Achtern hin ausgerichtet sind. So gewinnt man viel freie Fläche. Die Bali bietet ebenfalls die genannte Ausführung, aber man kann auch zur Wasserseite hin ausgerichtete Kojen wählen. Dann jedoch sind mehr Treppen erforderlich. Wenn die Treppen Mittschiffs auf die Rumpffenster hin zulaufen, sind die Betten etwas erhöht. Das mag ungelenkigeren Passagieren etwas unbequem erscheine, wenn ihnen das Treppensteigen schwerer fällt.

* Die Eigner-Ausführung ist in der Flotte von Navigare Yachting zwar erhältlich, doch nur wenige Eigner wählen diese Aufteilung für ihren neuen Katamaran, da sie bei Charterkunden weniger beliebt ist und daher weniger Ertrag generiert.

Kontaktieren Sie Navigare Yachting und holen Sie sich Ihr unverbindliches Preisangebot ein. Wir schlüsseln Kaufpreis und erwartete Erträge für Ihr gewünschtes Modell und für die Ihnen vorschwebende Chartermodalität auf.

Weitere Erwägungen

Es gibt eine Reibe weiterer Punkte, die in Betracht zu ziehen sind. Dazu gehört, wie ansprechend ein Boot visuell ist und welche Oberflächenverarbeitung man wählt, doch das ist eine Frage des Geschmacks. Bei der Ausstattung sind die Optionen jeweils vergleichbar und der endgültige Preis hängt davon ab, was Sie im Einzelnen erwarten.

Eine großartige Sonderausstattung der Lagoon 46 ist die hydraulische Badeplattform. Diese Plattform trägt das Beinboot, doch sobald man dieses ins Wasser lässt, wird aus diesem Bereich ein Teakholzstrand, der sich bis zur Wasseroberfläche absenken lässt. Hier können die Kinder herrlich spielen, und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Personen an Bord können nach dem Baden auf Deckhöhe angehoben werden, damit sie nicht über die Heckleiter aus dem Wasser klettern müssen. Zu bedenken ist schließlich auch der Wiederverkaufswert. Lagoon baut bereits seit den 1980er Jahren Boote und die Marke ist sehr etabliert. Deshalb kann bei einem Weiterverkauf durchaus ein höherer Preis erzielt werden.

Welches ist also das bessere Boot: Lagoon 46 oder Bali 4.6?

Die Entscheidung für eines dieser beiden Modelle hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab. Hartes Vordeck, großer Kühlschrank oder die Option der fünf Kabinen können ein wichtiges Argument für die Bali 4.6 sein. Der potentielle Wiederverkaufspreis einer etablierten Marke kann all diese Vorteile jedoch durchaus ausstechen und Sie dazu bewegen, sich doch für die Lagoon 46 zu entscheiden.

Und natürlich kommt es auch auf die Ästhetik an. Denn beim Stil hat eben jeder seine eigenen Vorstellungen. Wenn man einander so ähnliche Modelle vergleicht, geht es im Grunde nicht um besser oder schlechter: Es geht darum, was Sie suchen.

Lagoon 46 vs. Bali 4.6: Welcher ist besser als eigenes Boot oder zum Chartern?

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